Biographie Ernst Rietschels

1804

Als drittes Kind des Beutlers und Handschuhmachers Friedrich Ehregott Rietschel (1768-1828) und dessen Frau Caroline (1770-1834) wird Ernst Friedrich August Rietschel am 15. Dezember in Pulsnitz (Sachsen) geboren, wo die Familie in finanziell äußerst bedrängten Verhältnissen lebt.

1810

Erster Mal- und Zeichenunterricht bei dem Pulsnitzer Zeichenlehrer Gottlieb Leberecht Köhler. In den folgenden Jahren trägt Rietschel durch die künstlerische Ausgestaltung von Schießscheiben, Grabkreuzen, Tischdecken, Stammbüchern etc. zum Unterhalt der Familie bei.

1819

Lehrbeginn bei dem Pulsnitzer Kaufmann Christian Gotthold
Brückner; Abbruch der Ausbildung nach wenigen Wochen und Rückkehr ins
Elternhaus.

1820

Am 5. Mai Eintritt in die Kgl. Sächsische Kunstakademie zu
Dresden (Freistelle); Aufnahme des Studiums bei Johann Gotthold Seyfert,
Friedrich Matthäi, Ferdinand Hartmann, Jacob Seydelmann, Traugott Leberecht
Pochmann und Johann David Schubert. Beginn der lebenslangen Freundschaft mit
Julius Cäsar Thaeter.

1821

Im Frühjahr Versetzung in die zweite Klasse (Gipssaal).

Im August beteiligt sich Rietschel erstmalig an der Dresdner
Akademie-Ausstellung mit vier Nachzeichnungen, für die ihm eine Prämie von 25
Talern zugesprochen wird.

1822

Im Frühjahr Übertritt in den Aktsaal. Als Auszeichnung
seiner in der Akademie-Ausstellung des Jahres präsentierten Zeichnungen erhält
Rietschel wiederum eine Geldprämie (30 Taler). Er verkehrt als regelmäßiger
Freitisch-Gast im Hause des Dresdner Handschuhfabrikanten Carl Friedrich
Bassenge; dort lernt er dessen Enkel, Otto Siegmund Runge, kennen.

1823

Mit mehreren Zeichnungen und rundplastischen Arbeiten nimmt
Rietschel an der Dresdner Akademie-Ausstellung teil und wird abermals mit einem
Geldpreis ausgezeichnet (20 Taler). Der sächsische Minister Detlev Graf von
Einsiedel bietet ihm an, auf seine Kosten die Bildhauerei zu erlernen und dann
als Modelleur für sein Eisenwerk in Lauchhammer tätig zu sein. Rietschel geht
auf diesen Vorschlag ein und beginnt seine dreijährige Grundausbildung bei dem
Hofbildhauer Franz Pettrich. Intensive Freundschaften mit den Künstlern
Friedrich Preller, Heinrich Wilhelm Georg, Carl Julius Milde, Christian
Kallmeyer und Anton Wilhelm Schilde.

1824

Beteiligung Rietschels an der Dresdner Akademie-Ausstellung
mit Zeichnungen und plastischen Arbeiten und Verleihung einer Prämie von 20
Talern an ihn.

1825

Im April und Mai Wanderungen zum Kloster Marienstern, nach
Prietitz und durch die Sächsische Schweiz. Im Oktober Reise nach Zittau und
Besuch des Klosters Oybin. Rietschels erste selbständig modellierte Skulptur,
ein Diskuswerfer, wird auf der Akademie-Ausstellung gezeigt.

1826

Unter großen Schwierigkeiten vollendet Rietschel die für
Nordhausen bestimmte Brunnenfigur eines Neptuns. Anfang November Aufbruch nach
Berlin, wo er von Christian Daniel Rauch als Schüler aufgenommen wird.

1827

Als erste selbständige Arbeit modelliert Rietschel in der
Werkstatt Rauchs die Reliefs der Apostel Petrus und Paulus. Auf Empfehlung
seines Lehrers erhält er den Auftrag für einen Entwurf zum Denkmal des
sächsischen Königs Friedrich August I. in Dresden; einen ersten Entwurf dafür
liefert er im Oktober.

1828

Im April reist Rietschel nach Nürnberg, um als Vertreter der
Werkstatt Rauchs an der Grundsteinlegung zum Dürer-Standbild teilzunehmen. Auf
der Rückfahrt besucht er Goethe in Weimar.

Im Frühjahr beteiligt er sich an einem Wettbewerb der
Berliner Akademie der Künste und gewinnt mit einer Aktzeichnung als Hauptpreis
die silberne Medaille. Mit dem Relief „Penelope verläßt Ikarios, um
Odysseus zu folgen“ geht er als Sieger aus der jährlichen Konkurrenz um
das preußische Reisestipendium hervor. Da er als Ausländer diesen Preis nicht
annehmen kann, erhält er auf Empfehlung des Senats der Berliner Kunstakademie
die Reisegelder von der sächsischen Regierung. Graf Einsiedel entbindet ihn von
der Verpflichtung, als Modelleur für Lauchhammer zu arbeiten. Rietschel vollendet
die Büste seines verstorbenen Freundes Ferdinand Wiebel; das noch unfertige
Tonmodell eines „David“ reißt er ein. Am 21. Dezember Tod seines
Vaters Friedrich Ehregott Rietschel.

1829

Im Juni Antritt einer Reise mit Rauch nach München; während
eines Zwischenaufenthaltes in Weimar Besuch bei Goethe (1. Juli). In München
unterstützt Rietschel seinen Lehrer bei den Arbeiten am Maximilian I.
Joseph-Denkmal und modelliert die Figur des Vasenmalers für das Giebelfeld der
Münchner Glyptothek. Er lernt Bertel Thorvaldsen, Ludwig Schwanthaler, Ludwig
Schaller, Moritz von Schwind, Leopold Schulz und Wilhelm von Kaulbach kennen.
Ende Oktober reist Rauch nach Italien; während seiner sechsmonatigen
Abwesenheit übernimmt Rietschel die Leitung der Arbeiten für das Münchner
Königs-Monument. In der Dresdner Akademie-Ausstellung ist seine Zeichnung
„Wiedersehen von Jakob und Joseph“ zu sehen.

1830

Am 5. August von München aus Aufbruch nach Italien. Über
Partenkirchen,Innsbruck, Heiligenblut, Treviso, Venedig, Verona, Mantua,
Bologna, Florenz und Perugia erreicht Rietschel Ende September Rom, wo er sich
zunächst nur zwei Wochen aufhält, und wo er seine Berliner Freunde Eduard
Bendemann, Julius Hübner, Wilhelm Schadow, Karl Ferdinand Sohn und Theodor
Hildebrandt trifft. Seit Mitte Oktober Aufenthalt in Neapel, Capri, Pompeji und
Paestum; Mitte November Rückkehr nach Rom.

1831

Die überall in Italien aufflammenden politischen Unruhen
veranlassen Rietschel vorzeitig, am 23. Februar, zum Aufbruch nach Deutschland.
Unmittelbar nach seiner Ankunft in München erhält er den Auftrag, eine
Luther-Büste für die Walhalla in Marmor zu arbeiten. Pfingsten Verlobung mit
Albertine Trautscholdt, einer Tochter Johann Friedrich Trautscholdts, des
Oberfaktors im Eisenwerk zu Lauchhammer. Auf der Dresdner Akademie-Ausstellung
ist seine Zeichnung „Einzug Christi in Jerusalem“ zu sehen. Er
modelliert die Büste seines Freundes Eduard d’Alton. Ende November erhält er
den definitiven Auftrag für das Dresdner Friedrich-August-Denkmal.

1832

Vollendung der Luther-Büste für die Walhalla und des
lebensgroßen Hilfsmodells für das Dresdner Monument König Friedrich Augusts I.
Im Oktober Übertragung der Professur für Bildhauerei an der Dresdner
Kunstakademie. Im gleichen Monat (am 12.10.) Vermählung mit Albertine
Trautscholdt und Übersiedlung nach Dresden.

1833

Im Sommer erfolgt der förmliche Auftrag für das Giebelfeld
und den Portalschmuck des Leipziger Aulagebäudes. Rietschel bezieht sein
Atelier auf der Brühlschen Terrasse (im ehem. Gartensaal). Geburt der Tochter
Adelheid am 20. September. Neben den großen Arbeiten für Dresden Monument König
Friedrich Augusts I. und Leipzig Reliefzyklus im Aulagebäude der Universität,
entstehen plastische Bildnisse Carl Otto von Löwensterns, Carl August
Boettigers, Fräulein Matthäis, ein Taufstein für die Jakobi-Kirche in Oelsnitz
(Vogtland) und die Bildnisreliefs Friedrichs des Weisen und Georgs des
Bärtigen. Das Modell der „Milde“ für das Friedrich-August-Denkmal ist
auf der Dresdner Akademie-Ausstellung zu sehen.

1834

Rietschel begegnet in Dresden David d’Angers, der ihn
porträtiert (Bildnismedaillon). Er präsentiert u. a. die Modelle der
„Polyhymnia“ für das Portal des Leipziger Aulagebäudes und der
„Frömmigkeit“ für das Friedrich-August-Denkmal auf der Dresdner
Akademie-Ausstellung und modelliert die Bildnisse Joseph Thürmers für das
Dresdner Akademiegebäude und Bertha Baers. Im Dezember erreicht ihn das Angebot
Ludwigs I., eine Professur an der Münchner Akademie zu übernehmen (noch vor
Rietschels Entscheidung ändert der König seine Pläne und beruft den aus München
gebürtigen Ludwig Schwanthaler).

1835

Am 11. Juli, wenige Wochen nach der Geburt der zweiten
Tochter, Johanna, stirbt Albertine Rietschel. Der Bildhauer zeigt das Modell
der „Weisheit“ für das Friedrich-August-Denkmal auf der Dresdner
Akademie-Ausstellung. Im Oktober Reise nach München anläßlich der Enthüllung
des Denkmals für Maximilian I. Joseph. Im November Tod der Tochter Johanna.
Ende des Jahres Entwurf der ephemeren, für den Dresdner Neumarkt bestimmten Ehrensäule
zum 80. Geburtstag König Antons von Sachsen.

1836

Im Januar Ernennung zum ordentlichen Mitglied der Berliner
Akademie der Künste, im März zum Ehrenmitglied der Kunstakademie in Wien. Im
Juli vollendet Rietschel den Giebel- und Portalschmuck des Leipziger
Aulagebäudes, im Oktober erhält er den Auftrag für dessen plastische
Innendekoration. Er präsentiert als Entwürfe dafür auf der Dresdner
Akademie-Ausstellung Zeichnungen für zwölf Wandreliefs sowie plastische Modelle
der Büsten König Antons und der Prinzen Friedrich August, Maximilian und Johann
von Sachsen. Ferner entstehen die Bildnisse seines Schwiegervaters Carl Gustav
Carus und seiner verstorbenen Frau Albertine. Am 2. November Heirat mit
Charlotte Carus.

1837

Auf der Dresdner Akademie-Ausstellung zeigt Rietschel zwei
Reliefs für das Leipziger Aulagebäude, die lebensgroße Figur einer
wasserschöpfenden Nymphe für Johann Gottlob von Quandt, bestimmt für den Park
von Dittersbach und die Zeichnung „Charon“. Für den Baron Ludwig von
Stieglitz (St. Petersburg) arbeitet er die halblebensgroße Marmorstatue einer
Ceres, für die Familie Hedenus ein Grabmal und für das Freimaurer-Logengebäude
in der Dresdner Ostra-Allee als Bauplastik Sphingen und Karyatiden. Am 28.
August Geburt des Sohnes Wolfgang.

1838

Charlotte Rietschel stirbt am 12. Mai. Der Bildhauer
modelliert ihre Bildnisbüste und zeigt auf der Dresdner Akademie-Ausstellung
als Arbeiten für das Leipziger Aulagebäude vier Reliefs und die Marmorbüsten
König Antons, Friedrich Augusts II. und des Prinzen Maximilian. Bau des eigenen
Hauses, in das auch die befreundeten Familien Julius Hübner und Eduard
Bendemann einziehen; als programmatischen Fassadenschmuck modelliert Rietschel
die Büsten Ghibertis, Michelangelos, Vischers, Canovas, Thorvaldsens und
Rauchs. Im Stallhof von Klein-Glienicke, Berlin, wird ein Zweitguß des
Nordhäuser Neptuns aufgestellt.

1839

Im August erreicht Rietschel der Auftrag für wesentliche
Teile der Bauplastik am ersten Dresdner Hoftheater von Gottfried Semper zwei
Giebelfelder; Statuen Glucks, Mozarts, Goethes und Schillers; Zwickelreliefs am
Hauptportal. Er vollendet das Bildnis der Wilhelmine Schröder-Devrient und
präsentiert auf der Dresdner Akademie-Ausstellung die Marmorbüsten des Königs
Friedrich August II. und des Prinzen Johann von Sachsen für das Leipziger
Aulagebäude sowie die Marmorstatuette der Petersburger Ceres.

1840

Modellierung der Büste seines Schwiegervaters Johann
Friedrich Trautscholdt.

1841

Am 2. Mai Heirat mit Marie Hand. Begegnung mit Thorvaldsen
in Maxen (bei Pirna) im Juni des Jahres. Im Juli erhält der Bildhauer den
Auftrag für das Standbild Albrecht Thaers in Leipzig. Auf der Dresdner
Akademie-Ausstellung zeigt er die Sitzstatuen Goethes und Schillers für das
Dresdner Hoftheater.

Er führt die Büste eines Herrn von Sternberg und das Grabmal
des Markgrafen Diezmann für die Leipziger Pauliner-Kirche aus und liefert drei
Porträts für die Dresdner Freimaurerloge in der Ostra-Allee.

1842

Am 10. Mai Geburt des Sohnes Georg. Es entstehen als
kleinere Arbeiten Büsten und Bildnismedaillons von Lida Bendemann, einem Herrn
von Thümen, einer Frau Alex, von Herzog Johann zu Sachsen sowie vom Kurfürsten
August I. von Sachsen.

Die beiden Giebelfelder des Dresdner Hoftheaters werden an
ihrem Platz aufgerichtet.

1843

Am 7. Juni Enthüllung des Friedrich-August-Denkmals in
Dresden. Rietschel bricht noch im selben Monat zu einer Reise nach Belgien,
Holland und Frankreich auf und besucht in Paris David d’Angers. Im Oktober
ergeht an ihn der Auftrag für das Giebelfeld des Berliner Opernhauses. Er führt
einen Ausschnitt aus der schon 1829 gezeichneten Komposition „Wiedersehen
von Jakob und Joseph“ als Relief aus und modelliert dekorative Skulpturen
(für den Apotheker Ficinus), die Büste Friedrich Struves und das Modell einer
Caritas-Gruppe.

1844

Im Mai wird Rietschel zum Wettbewerb um das Bremer
Olbers-Denkmal aufgefordert; im September liegt sein halblebensgroßes Modell
vor. Im November Vollendung des Berliner Giebelfeldes. Es entstehen erste
Entwürfe für das Dresdner Standbild Carl Maria von Webers, Christengel-Relief,
Bildnis-Medaillons seiner Frau Marie und des Sohnes Georg sowie die Büsten von
Gottfried Herrmann und Pauline Hübner.

1845

Die Bildnismedaillons der Freunde Ferdinand Hiller, Moritz
von Schwind und Eduard Trautscholdt sowie die Büste Heinrich Cottas werden
vollendet. Am 8. Oktober Geburt der Tochter Margarethe. Im Dezember erhält
Rietschel von einem Privatmann den Auftrag für eine überlebensgroße Pietà.

1846

Im Januar erste plastische Skizze für das Dresdner Denkmal
Carl Maria von Webers; im Juni ist das Gußmodell der Thaer-Statue vollendet.
Geschaffen werden ferner ein Psyche-Relief sowie Porträtbüsten und
Bildnismedaillons von Robert und Clara Schumann, Carl Gustav Carus, Rosa
Oppenheim, Clemens W. Coudray, Bernhard Crusen, Dr. G.E. Schumann, Dr. Meinert,
Herr von Sydow. Tod der Tochter Margarethe.

1847

Am 19. April Geburt des Sohnes Hermann; im selben Monat
Auftrag für das Braunschweiger Lessing-Denkmal. Am 18. Juli stirbt Marie
Rietschel. Aufbruch zu einer Reise an den Rhein und nach Süddeutschland.
Modellierung des Bildnisses der Prinzessin Anna von Sachsen, der Gedenkmedaille
für Carl Gustav Carus sowie der Rundrelief-Porträts Berthold Auerbachs,
Heinrich Brockhaus‘, Heinrich Wilhelm Crusius’und der J.W. Zerboni di Sposetti.
Gemeinsam mit Hübner und Bendemann fährt Rietschel am 6. November nach Leipzig,
um Felix Mendelssohn Bartholdy auf dem Totenbett zu zeichnen; er erhält den
Auftrag für eine Porträtbüste des Verstorbenen. Ende des Jahres Vollendung des
Pietà-Modells.

1848

Modelliert wird Ende Januar die Büste Felix Mendelssohn
Bartholdys (zwischen 1848 und 1850 dreimal in Marmor wiederholt), im April die
Porträtbüste von Gotthold Ephraim Lessing. Ferner entstehen die Bildnisse des
Freundes Julius Schnorr von Carolsfeld, der Schwägerin Johanna Eugenia Carus,
der Eltern Friedrich Ehregott und Caroline Salome Rietschel (für deren
Grabstein auf dem Pulsnitzer Friedhof), des Maciej von Wodzinski (für dessen
Grabmal auf dem Dresdner Katholischen Friedhof), des Konsuls Thode, der Königin
Maria von Sachsen (Rundrelief), des Herrn von Seidlitz und des H.G. Ruschpler
(Rundrelief). Auf der Dresdner Akademie-Ausstellung wird das Gipsmodell der
Pietà präsentiert.

1849

Im Juli beendet Rietschel die Arbeit am Gußmodell der
Lessing-Statue. Modellierung einer antikisch aufgefaßten Goethe-Statuette und
der Bildnisse des Wilhelm Gesenius (Büste), der Josefa Puchalska (für deren
Grabmal auf dem Katholischen Friedhof in Dresden), der Frau von Wuthenau, der
Kinder des Dr. Köchly, des Herrn von Zehmen und des Fräuleins von Erdmannsdorf
(Rundrelief).

1850

Es entstehen Bildnisse der Gräfin Josephine von Olizar und
Karl Gutzkows (Rundreliefs), Abraham G. Werners sowie des Prinzen von
Glücksburg, ein annähernd lebensgroßes Kruzifix mit trauernder Maria Magdalena
sowie dekorative Reliefs „Vier Tageszeiten“ und „Amor auf
durchgehendem Panther“, die Rietschel auf der Dresdner
Akademie-Ausstellung präsentiert. Am 28. September wird das Thaer-Denkmal in
Leipzig enthüllt, im Oktober erhält der Bildhauer vom preußischen König den
Auftrag für die Marmorausführung der Pietà. Er beteiligt sich an der Berliner
Akademie-Ausstellung und erlangt die große goldene Preismedaille. Man trägt ihm
die Ehrenmitgliedschaft der Münchner Akademie an und ernennt ihn Mitte Dezember
zum korrespondierenden Mitglied der Pariser Akademie.

1851

Im Februar ergeht an Rietschel (und zugleich an Ernst Julius
Hähnel) der Auftrag für die Bauplastik der Dresdner Gemäldegalerie. Im März
erreicht ihn das Angebot einer Professur für Bildhauerei an der Wiener
Kunstakademie; er schlägt es aus. Am 30. April heiratet er Friederike
Oppermann. Er modelliert ihr Bildnisrelief sowie die Porträts eines Herrn
Eckart, eines Professors Reil, einer Frau von Ritzenberg und eines Knaben
namens von Egidy (Rundrelief). Im Juni förmlicher Auftrag für das Denkmal Carl
Maria von Webers. Mit der Pietà, dem Christengel-Relief sowie dem „Amor
auf durchgehendem Panther“ beteiligt Rietschel sich an der Londoner
Weltausstellung und erhält für seine Arbeiten eine Preismedaille. Im September
Aufbruch nach Sizilien zur Heilung seiner Lungenkrankheit.

1852

Ende Juni Rückkehr aus Italien. Im Juli Auftrag für das
Doppelstandbild Goethes und Schillers in Weimar. Intensive Arbeit am Bauschmuck
der Dresdner Gemäldegalerie; Modellierung des Reliefs „Amor, einen Panther
zügelnd“ sowie der Bildnismedaillons Eduard Devrients und Franz Liszts
(Marmorfassung 1854).

1853

Vollendung eines plastischen Selbstbildnisses (Rundrelief)
und Fertigstellung des Bauschmucks für die Gemäldegalerie Dresden Ende des
Jahres. Am 4. Juli Geburt der Tochter Gertrud. Enthüllung des Braunschweiger
Lessing-Denkmals am 29. September.

1854

Porträtreliefs James Whittles und Friedrich Augusts II. von
Sachsen (Rundreliefs), Büste der Marie von Sayn-Wittgenstein (1855
Marmorfassung). Ende Oktober Vollendung der Marmor-Ausführung der Pietà (aufgestellt
in der Potsdamer Friedenskirche). Umzug des Ateliers in das Ausstellungsgebäude
auf der Brühlschen Terrasse.

1855

Im Sommer beteiligt sich Rietschel mit der Lessing-Statue,
der Pietà und dekorativen Reliefs an der Pariser Kunstausstellung; er erhält
die Große Ehrenmedaille und wird zum Ritter der Französischen Ehrenlegion
ernannt. Er modelliert die Bildnisse Emil Devrients und Bernhard von Lindenaus
(Rundreliefs) sowie einen Entwurf für das Gellert-Denkmal in Hainichen (aus
finanziellen Gründen erst nach Rietschels Tod von dessen Schüler Wilhelm
Schwenk ausgeführt und 1865 enthüllt). Im Juni Auftrag für die Quadriga auf dem
Braunschweiger Residenzschloß.

1856

Im April vollendet Rietschel den plastischen Entwurf für die
Braunschweiger Quadriga, Ende des Jahres das Gußmodell für das Goethe- und
Schiller-Denkmal. Ferner entsteht das Porträtrelief Ludwig Gruners. Ernennung
zum Ehrenmitglied der Stockholmer Akademie.

1857

Rietschel besucht im Januar Christian Daniel Rauch in Berlin
und modelliert dessen Bildnisbüste (1857/59 dreimal in Marmor ausgeführt).
Porträt des Dr. Wolf. Am 4. September Enthüllung des Goethe- und
Schiller-Denkmals in Weimar.

1858

Am 26. Januar erhält Rietschel den Auftrag für das Wormser
Reformations-Denkmal. Er vollendet die Statuette eines Kindes mit Weintraube,
das Modell für die Statue Carl Maria von Webers, die Büste der Ida von
Lüttichau sowie die Modelle für die Pferde der Braunschweiger Quadriga. Im Mai
wählt man ihn zum Ritter des preußischen Ordens Pour le M�rite für Wissenschaft und
Künste; es schließen sich die Ernennungen zum Ehrenmitglied der Akademien von
Brüssel und Kopenhagen, ferner zum Mitglied des Institut de France und der römischen
Accademia di San Luca an.

1859

Im Mai Fertigstellung der beiden plastischen
Alternativ-Entwürfe für das Wormser Reformations-Denkmal. Im August erreicht
den Bildhauer das Angebot, die Leitung der Berliner Kunstakademie zu
übernehmen; er lehnt es aus gesundheitlichen Gründen ab. Im Laufe des Sommers
Vollendung des Modells für den Stempel der Deutschen Kunstgenossenschaft sowie
der Porträts Eduard Bendemanns und Bogumil Dawisons (Rundreliefs), Johann
Gottlob von Quandts (Reliefmedaillon für das Dresdner Akademiegebäude), des
Professors Granowsky (Büste), des Herrn Schletter und des Musikdirektors
Mosevius.

1860

Ende März Abschluß der Arbeiten am Modell der Brunonia für
die Braunschweiger Quadriga. Umzug der Werkstatt in die Dresdner Ammonstraße
Nr.4. Vollendung der Porträtbüste Carl Gustav Carus sowie der Gußmodelle für
die Statuen Luthers und John Wyclifs am Wormser Reformations-Denkmal. Am 11.
Oktober Enthüllung des Dresdner Standbildes Carl Maria von Webers. Rietschel
wird zum Ehrenmitglied der Antwerpener Akademie ernannt. Sein
Gesundheitszustand verschlechtert sich rapide, dennoch beginnt er die Arbeit an
der Büste des Professors Wichmann (sie bleibt unvollendet).

1861

Am 21. Februar erliegt Ernst Rietschel seinem langjährigen
Lungenleiden; er wird am 24. Februar auf dem Dresdner Trinitatis-Friedhof (an
der Westmauer) beigesetzt. Aufruf durch Julius Schnorr von Carolsfeld, Hermann
Hettner, Carl Gustav Carus, Ernst Julius Hähnel u. a. zur Gründung eines
Rietschel-Museums.

1869

Im August Eröffnung des Rietschel-Museums im Palais im
Großen Garten, Dresden.

1876

Am 21. Februar Enthüllung des von Johannes Schilling
entworfenen Denkmals für Ernst Rietschel an der Stelle seines einstigen, 1872
abgerissenen Ateliers auf der Brühlschen Terrasse in Dresden.

1889

Am 12. September Übergabe der Bestände des Rietschel-Museums
an die Dresdner Skulpturensammlung.

1890

Das nach einem Entwurf von Gustav Kietz geschaffenes Denkmal
für Ernst Rietschel wird in Pulsnitz vor dem Rathaus errichtet.

1904

Anläßlich der Centenarfeier Ernst Rietschels wird im
Dezember eine umfangreiche Ausstellung seiner Zeichnungen und Skulpturen in der
Dresdner Skulpturensammlung präsentiert.

1933

Einrichtung der „Ernst-Rietschel-Kapelle“ in der
Pulsnitzer St. Nicolai-Kirche durch Pfarrer Johannes Müller (Ausstellung von
Zeichnungen und Briefen sowie von Skulpturen in Gipsabgüssen).

1954

Am 12.Dezember Feierlichkeiten in Dresden und Pulsnitz
anläßlich des 150. Geburtstages Ernst Rietschels.

1990

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands Gründung des
Ernst-Rietschel-Kulturringes in Pulsnitz. Der Ernst-Rietschel-Kunstpreis für
Bildhauerei wird von den Wittgensteiner Kliniken gestiftet.

2000

Das Geburtshaus Ernst Rietschels in Pulsnitz wird
restauriert und von der Stadt Pulsnitz dem Ernst-Rietschel-Kulturring zur
Nutzung als Archiv- und Ausstellungsort übergeben.

2004

Anläßlich der Wiederkehr des 200. Geburtstages Ernst
Rietschels wird vom Ernst-Rietschel-Kulturring e.V. ein überregionales
Gedenkveranstaltungsprogramm unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten
organisiert.

Es beteiligen sich Städte,die mit dem Wirken und Schaffen
des Bildhauers in Verbindung stehen (Bautzen, Braunschweig, Dresden, Hainichen,
Kamenz, Lauchhammer, Pulsnitz, Weimar, Worms).

Ausstellungen finden in Dresden und Pulsnitz statt.